Der ICN Business School Professor Stephan Sonnenburg spricht über Kreativität, das Potenzial und die immense Kraft, die sie für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen birgt, er geht der Frage nach, wie eine bessere Nutzung des kreativen Potenzials für die Zusammenarbeit gefördert werden kann und wie Brain City Berlin den passenden Rahmen dafür bietet.

Wer sind Sie und was ist Ihr Beruf?

Mein Name ist Stephan Sonnenburg und ich bin Professor an der ICN Business School Paris-Nancy-Berlin. Meine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen co-kreatives Branding, Storytelling, Teamkreativität und Kreativitätstraining. Kurz gesagt, ich interessiere mich für Themen rund um die Kreativität zwischen Menschen.

Woran arbeiten Sie derzeit?

Ich arbeite derzeit an drei Projekten:

  • Im ersten geht es um ATM, ein Akronym für Art-Technology-Management. Die ICN Business School ist international führend in der transdisziplinären Lehre und Forschung und verbindet Management mit anderen Disziplinen. ICN möchte jedoch noch einen Schritt weiter gehen und noch mehr künstlerische und technologische Prozesse in die Managementausbildung einbeziehen. Deshalb arbeiten ich und meine Kollegen an neuen Lehr- und Lernkonzepten.
  • Das zweite Projekt beschäftigt sich mit Marken, ihrem Wettbewerb und der Frage, ob es immer so sein muss, dass sich Marken als Konkurrenten gegenüberstehen. Ist es nicht möglich, dass Markenrivalitäten produktiv sind? Ich bin sicher, dass dies möglich ist, und Markenrivalitäten können viel von produktiven Sportrivalitäten lernen. Man denke nur an Federer gegen Nadal oder El Clásico zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid.
  • Das dritte Projekt befasst sich mit Innovationsworkshops und wie diese effektiver gestaltet werden können. Solche Workshops sind meist so angelegt, dass sie einfach nicht zu kreativen Lösungen führen. Ein Aspekt, über den es sich lohnt nachzudenken: Können Pausen während eines Workshops produktiver genutzt werden?

→ Ganz allgemein beschäftige ich mich damit, wie Menschen ihr kreatives Potenzial gemeinsam besser nutzen können.

Welcher Trend wird Ihre Arbeit am meisten beeinflussen?

Ich würde es nicht als Trend bezeichnen, aber ich bin wirklich daran interessiert, wie Menschen auf kreativere Weise zusammenarbeiten können. Kreativität war, ist und wird immer die entscheidende Ressource für unser Überleben auf diesem Planeten sein. Kreativität ist der Motor für jede Art von Innovation und letztlich auch für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen.

Was reizt Sie am meisten an Ihrer Arbeit?

Dass ich frei bin im Denken und Handeln. Ich kann mich den Themen widmen, die mich wirklich interessieren. Außerdem habe ich die Möglichkeit, mit spannenden Menschen zu arbeiten.

Mit wem würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Ich habe keine bestimmte Person im Sinn. Ich mag es, mich treiben zu lassen und neue Leute kennenzulernen. Deshalb bin ich froh, in der Brain City Berlin zu leben und zu arbeiten, einem Hotspot für kreative und coole Leute.

Was hält Sie nachts wach?

Das Kreisen um spannende Gedanken hält mich wach. Der Haken ist, dass sich meine Augen morgens nicht darüber freuen 😊.

Was macht Berlin als Wissenschaftsstandort interessant?

Berlin hat eine enorme Dichte an sehr unterschiedlichen Hochschulen. Außerdem ist es etwas Besonderes, dass Berlin so viele internationale Wissenschaftler und Unternehmen anzieht. Und noch mehr: Wo sonst eröffnet eine französische Business School wie ICN einen Standort im Ausland?

Was ist Ihre Rolle bei der diesjährigen 7. Berlin Science Week?

Ich werde am 8. November in der ICN Business School über „Instant Creativity – Kreativität auf Knopfdruck“ sprechen. Neben Tipps und Tricks zur Steigerung der eigenen Kreativität wird es vor allem darum gehen, Kreativität sofort zu aktivieren. Ich werde zwei Kreativitätsmethoden vorstellen, die jeder leicht für alle Arten von Problemen und für unterschiedliche Situationen anwenden kann.

Was mögen Sie an Berlin am meisten?

OMG, das kann ich gar nicht in einem Punkt zusammenfassen. Ich denke, es ist die unglaubliche Vielfalt in Berlin. Ich lebe seit 1994 in Berlin. In diesem Jahr habe ich mein Studium an der Universität der Künste Berlin begonnen. Ich möchte keinen einzigen Tag, keinen einzigen Monat und kein einziges Jahr missen, in dem ich die Chance hatte, in Berlin zu sein.

Was lesen Sie zurzeit?

Ich lese gerne Kochbücher, gerade weil das Gelesene sofort umgesetzt werden kann. Im Moment schmökere ich viel in „Simple“ von Ottolenghi.

Wie fördern Sie Ihre Kreativität?

Das ist eine lustige Frage für jemanden, der sich beruflich mit Kreativität beschäftigt. Persönlich brauche ich einen Ortswechsel, um kreativ zu sein. Ich liebe die Alpen, weil sie mir den Kopf frei machen für neue Dinge.

In der Zukunft würden Sie gerne…

… höhere Berge besteigen.

PS: Was ist das Köstlichste, das Sie diese Woche gegessen haben?

Weißweinrisotto mit gegrillten Auberginen. Zu Hause liebe ich die einfache italienische Küche mit orientalischem Touch.

Stephan Sonnenburg ist ständiger Professor an der ICN Business School und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in den Bereichen Branding, Brand Storytelling, Teamkreativität, Kreativitätstraining, Ideenentwicklung, Innovationsmanagement und Business Transformation. Er hat den Workshop „Instant Creativity – Kreativität auf Knopfdruck“ gehalten, der am 08. NOV von 06.30 bis 08.30 Uhr auf der Berlin Science Week stattfand.