Klaus Jäger, Physiker am Helmholtz-Zentrum Berlin, spricht über die optische Simulation von Solarzellen, die Sichtbarkeit von Queer-Wissenschaftlern und darüber, wie die Pandemie ihn dazu gebracht hat, Architektur neu zu denken.

Wer sind Sie und was ist Ihr Beruf?
Ich bin Klaus Jäger und arbeite als Physiker am Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie. Dort bin ich stellvertretender Abteilungsleiter in der Abteilung Solarenergieoptik.

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich arbeite an optischen Simulationen von Solarzellen, mit denen wir studieren, wieviel des einfallenden Sonnenlichts eine Solarzelle verwerten kann. Damit helfe ich den Kolleg*innen im Labor, ihre Solarzellen zu optimieren.

Können Sie Ihren Arbeitsplatz in zwei Worten beschreiben?

Computer, ortsunabhängig.

Wie sammeln und strukturieren Sie Ihre Gedanken?

Ich habe keinen festen Prozess, mit dem ich meine Gedanken sammle und strukturiere, sondern arbeite auf eine chaotisch konstruktive Art. Wenn ich zum Beispiel einen Text schreibe, beginne ich und langsam entwickelt sich der Text im Kopf weiter. So entsteht am Ende doch immer ein geordneter gut strukturierter Text.

Welcher Trend wird Ihre Arbeit / Forschung am meisten beeinflussen?

Erneuerbare Energien werden in Zukunft den größten Teil der globalen Energieversorgung sicherstellen. Da ich im Bereich Solarenergie arbeite, trifft mich dieser Trend direkt. Es ist spannend, zu so einem wichtigen Thema für die Zukunft der Menschheit beitragen zu können.

Mit wem würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Mit dem Meteorologen und Wettermoderator Özden Terli.

Was hält Sie nachts wach?

Die multiplen Krisen, in denen wir uns derzeit befinden: Klimakrise, Pandemie, Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, Energiekrise.

Warum Berlin Science W​eek?

Die Berlin Science Week ist eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Wissenschaftskommunikation. Ich habe bei der Veranstaltung „Apokalypse! Forschung, Lösungen und Citizen Science (Bürgerwissenschaften)“ mitgemacht, die von den Gruppen LGBTQ* STEM Berlin und Soapbox Science Berlin organisiert wurde, um die Sichtbarkeit von queeren Wissenschaftler*innen und Frauen in der Wissenschaft zu fördern. Da mache ich mit, weil ich das Publikum einerseits über die Möglichkeiten erneuerbarer Energien informieren kann und andererseits die Sichtbarkeit offen queerer Wissenschaftler*innen verbessern helfe.

Was lesen Sie zur Zeit und/oder welche(n) Newsletter haben Sie abonniert?

Der Standard (Österreich), Guardian, NY Times, generell erhalte ich Nachrichten über zahlreiche Zeitungen und Rundfunkanstalten, denen ich auf Twitter folge und deren Journalist*innen.

Hat Sie die Pandemie etwas gelehrt, das Sie gerne teilen möchten? Hat sich etwas in Ihrer täglichen Routine geändert?

Es wurde mir bewusst, wie wichtig gute Luftqualität in Innenräumen ist und ich werbe nun dafür, dass Neubauten mit Lüftungsanlagen ausgestattet werden und in unbelüfteten Innenräumen zumindest Luftfilteranlagen vorhanden sind. Außerdem ist für mich Maskentragen in Innenräumen immer noch Standard und ich würde mir wünschen, dass es in Zukunft in der kalten Jahreszeit üblich ist, im öffentlichen Raum Maske zu tragen.

Die Lockerheit des öffentlichen Lebens und des Zusammenseins mit Menschen scheint mir aber nachhaltig beschädigt. Das vorpandemische Normal wird so nicht zurückkommen.

In der Zukunft würden Sie gerne…

…noch stärker dazu beitragen, der Gesellschaft bei der Dekarbonisierung der Energieversorgung zu unterstützen.

Erzählen Sie uns einen unbekannten oder lustigen Fakt über sich.

Ich habe 2003 an der Uni Innsbruck auch ein halbes Jahr Philosophie studiert.

PS: Was ist das Leckerste, das Sie diese Woche gegessen haben?

Selbstgemachtes Kartoffel-Gemüsepüree mit Käse.

Klaus Jäger forscht seit 15 Jahren im Bereich Solarenergie und ist derzeit stellvertretender Abteilungsleiter am Helmholtz-Zentrum Berlin fur Materialien und Energie, wo er optische Simulationen für Solarzellen leitet. Er ist seit vielen Jahren in der Wissenschaftskommunikation aktiv, weil er davon überzeugt ist, dass es von zentraler Bedeutung ist, der breiten Öffentlichkeit Wissenschaft auf verständliche Art und Weise zu vermitteln. Klaus ist Mitbegründer von LGBTQ STEM Berlin.

Er war auf der Berlin Science Week 2022 mit einem Beitrag zum Thema „Wie erneuerbare Energien die Klimakrise bekämpfen können“ im Rahmen der Veranstaltung „Apocalypse! Forschung, Lösungen und Citizen Science (Bürgerwissenschaften)„, die gemeinsam von LGBTQ* STEM Berlin und Soapbox Science Berlin organisiert wurde und am 05 NOV 2022 von 12 bis 14 Uhr auf dem Berlin Science Week CAMPUS stattfand.