Klima und Wasser im Wandel
Wasser durchzieht alles: Städte, Landwirtschaft, Gesundheit, Wirtschaft – und unseren Alltag. Doch der Klimawandel macht diese lebenswichtige Ressource auch in Berlin knapper und unberechenbarer – durch trockene Sommer, sinkende Grundwasserspiegel bei gleichzeitig stattfindenden Starkregenereignissen. Was bedeutet das für das Leben in unserer Stadt? Und wie können Wissenschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam Lösungen finden?
Professor Tobias Krüger ist Leiter des Integrative Research Institute on Transformations of Human-Environment Systems (IRI THESys) an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und forscht bei Climate and Water under Change (CliWaC), einer Einstein Research Unit und „Grand Challenge“ der Berlin University Alliance. Im Gespräch mit uns blickt er Beyond Now: Wie können wir in einer veränderten Welt nachhaltiger mit Wasser umgehen?
Professor Tobias Krüger ist Leiter des Integrative Research Institute on Transformations of Human-Environment Systems (IRI THESys) an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) und forscht bei Climate and Water under Change (CliWaC), einer Einstein Research Unit und „Grand Challenge“ der Berlin University Alliance. Im Gespräch mit uns blickt er Beyond Now: Wie können wir in einer veränderten Welt nachhaltiger mit Wasser umgehen?
EIN GESPRÄCH TOBIAS KRÜGER
Das Motto der Berlin Science Week 2025 ist Beyond Now, also über das Jetzt hinausdenken. Welche heutigen Probleme zeigen, dass wir unsere Wasserpolitik grundlegend ändern müssen?
Tobias Krüger: Mit dem Klimawandel müssen wir uns auf extremere Wetterereignisse einstellen, längere und intensivere Trockenheiten einerseits und Starkniederschläge anderseits. Dazu kommen noch andere Veränderungen, in Berlin und Brandenburg z.B. die geringere Wasserführung der Spree mit dem Braunkohleausstieg in der Lausitz.
Wir müssen insofern wasserpolitisch umdenken, als dass wir in Zukunft mehr Wasser in der Landschaft und in der Stadt halten müssen, um Trockenheiten zu überbrücken, anstatt das Wasser wie in der Vergangenheit möglichst schnell abzuleiten. Gleichzeitig müssen wir mit diesen Maßnahmen Hochwasserschutz bei Starkniederschlägen gewährleisten.
Weltweit ist festzustellen, dass infrastrukturelle und wirtschaftliche Maßnahmen immer Vor- und Nachteile bringen, für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen. Gerade Menschen, die von solchen Maßnahmen benachteiligt sind, sollten von der Wasserpolitik stärker berücksichtigt werden. Neben Trockenheiten und Hochwassern werden zukünftig wahrscheinlich auch Wasserqualitätsproblematiken eine größere Rolle spielen.
Die Berlin University Alliance spricht von großen gesellschaftlichen Herausforderungen und Transformationsprozessen, den Grand Challenges. Warum ist der Wandel von Klima und Wasser eine „Grand Challenge“? Was macht diese großen Transformationsthemen, auf die die BUA fokussiert, komplexer als andere Forschungsfragen?
Tobias Krüger: Erstmal sind das Themen, die alle betreffen. Das heißt, Wasserpolitik muss über Ressortgrenzen und Verwaltungsebenen hinweg zusammenarbeiten und alle Akteur*innen einbeziehen: Politik, Wirtschaft, zivilgesellschaftliche Organisationen und Bürger*innen.
Klima und Wasser sind ja ganz stark mit unseren Lebensgrundlagen verbunden: Nahrung, Gesundheit, Wohnen, Mobilität, Energie, Artenvielfalt, Lebensfreude usw. Das heißt auch, dass die Wissenschaft über disziplinäre Grenzen hinweg und auch mit Akteur*innen außerhalb der Wissenschaft zusammenarbeiten muss. Denn niemand allein hat alle relevanten Fragen, Forschungszugänge und Lösungsansätze. Diese Art der Zusammenarbeit ist herausfordernd da die Forschungspartner*innen erstmal mit unterschiedlichen „Denkstilen“ zusammenkommen.
Zudem ist die Forschung zu Klima und Wasser auch ganz stark in die Zukunft gerichtet, die teilweise nur mit komplexen Forschungsmethoden wie beispielsweise Computermodellen zugänglich ist, obwohl die Effekte von Klima und Wasser im Wandel natürlich für immer mehr Menschen immer greifbarer werden.
Klima und Wasser sind ja ganz stark mit unseren Lebensgrundlagen verbunden: Nahrung, Gesundheit, Wohnen, Mobilität, Energie, Artenvielfalt, Lebensfreude usw. Das heißt auch, dass die Wissenschaft über disziplinäre Grenzen hinweg und auch mit Akteur*innen außerhalb der Wissenschaft zusammenarbeiten muss. Denn niemand allein hat alle relevanten Fragen, Forschungszugänge und Lösungsansätze. Diese Art der Zusammenarbeit ist herausfordernd da die Forschungspartner*innen erstmal mit unterschiedlichen „Denkstilen“ zusammenkommen.
Zudem ist die Forschung zu Klima und Wasser auch ganz stark in die Zukunft gerichtet, die teilweise nur mit komplexen Forschungsmethoden wie beispielsweise Computermodellen zugänglich ist, obwohl die Effekte von Klima und Wasser im Wandel natürlich für immer mehr Menschen immer greifbarer werden.
Sie forschen an der Schnittstelle von Hydrologie und Sozialwissenschaften mit einem Schwerpunkt auf Ungleichheiten im Zugang zu Wasser. Wasserknappheit führt oft zu Konflikten, etwa zwischen Stadt und Land, Anwohnern und Industrie. Wie gefährden solche Spannungen den gesellschaftlichen Zusammenhalt – und wie lässt sich das verhindern?
Tobias Krüger: Dadurch, dass Wasser alle betrifft und auch von wirtschaftlichen Aktivitäten beeinträchtigt wird, gibt es natürlich unterschiedliche Interessen und Zielkonflikte, und die wird es immer geben. Diese müssen auf Basis einer gemeinsamen Wissensbasis ausgehandelt werden.
Wasser sollte nicht von Partikularinteressen vereinnahmt werden. Es hilft auch nicht weiter, Wasser territorial zu denken, denn wir können Wasserknappheit nur gemeinsam lösen. Also Wasser als verbindendes Element und nicht zur Spaltung.
Als Wissenschaftler*innen müssen wir hier noch besser werden, die gemeinsam erarbeitete Wissensbasis offen und transparent zugänglich zu machen. Zudem können wir Foren und Formate erarbeiten, wo die Aushandlungsprozesse stattfinden können. Und wir können den Blick auf Menschen und Ökosysteme lenken, die im Diskurs zu kurz kommen.
Wenn wir auf Berlin schauen: Welche Beispiele zeigen, dass Wasser nicht nur eine Ressource, sondern auch ein öffentlicher Lebensraum für Begegnung, Erholung und Teilhabe ist?
Tobias Krüger: Das sieht man überall. Die unzähligen Grünflächen, die an und um die Spree und ihren Zuflüssen gelegen sind, sind lebendiger Teil der Berliner Stadtkultur. Auch wenn sich bestimmt nicht alle Menschen mit Wasser als solchem auseinandersetzen, liefert es doch die Grundlage für die Grünflächen als Orte der Erholung, Begegnung und Teilhabe, z. B. in „urban gardening“ Initiativen.
Zudem gibt es zahlreiche großartige Projekte mit Schulkindern, künstlerische Projekte und Naturschutzprojekte, die sich konkret ums Wasser drehen, z. B. entlang der Panke. Diese entstehen „bottom-up“ und zeigen, wie wichtig Wasser den Bewohner*innen Berlins ist und wie es Menschen zusammenbringen kann.
Tobias Krüger: Das sieht man überall. Die unzähligen Grünflächen, die an und um die Spree und ihren Zuflüssen gelegen sind, sind lebendiger Teil der Berliner Stadtkultur. Auch wenn sich bestimmt nicht alle Menschen mit Wasser als solchem auseinandersetzen, liefert es doch die Grundlage für die Grünflächen als Orte der Erholung, Begegnung und Teilhabe, z. B. in „urban gardening“ Initiativen.
Zudem gibt es zahlreiche großartige Projekte mit Schulkindern, künstlerische Projekte und Naturschutzprojekte, die sich konkret ums Wasser drehen, z. B. entlang der Panke. Diese entstehen „bottom-up“ und zeigen, wie wichtig Wasser den Bewohner*innen Berlins ist und wie es Menschen zusammenbringen kann.
Forschung allein reicht nicht, um Wasserproblematiken zu lösen. Mit CliWaC arbeiten Sie interdisziplinär und beziehen auch Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur und Gesellschaft ein. Wie trägt das dazu bei, dass Wissen in Handeln umgesetzt wird?
Tobias Krüger: Wenn die genannten Akteur*innen in der Forschung zusammenarbeiten, dann wird gemeinsames Wissen produziert. Und dann muss man Wissen und Handeln hoffentlich nicht mehr so strikt trennen. Wissen wird von den beteiligten Entscheidungsträger*innen direkt angewendet, in ihrem jeweiligen Wirkungsfeld. Dem gehen aber immer Aushandlungsprozesse voraus, was die Entscheidungsgrundlage betrifft. Da sind wir Wissenschaftler*innen gefragt, uns mit unseren wissenschaftlichen Standards zu positionieren, damit es nicht beliebig wird.
Grundsätzlich sollten wir den Raum möglicher Entscheidungen erweitern und blinde Flecken aufdecken. Die politischen Entscheidungen selber sollten demokratische Prozesse sein, da hat die Wissenschaft nicht das letzte Wort.
Zum Schluss ein Blick nach vorn: Wo sehen Sie die größten Chancen, dass Ihre Forschung zu Verbesserungen im Umgang mit Wasser in Berlin und Brandenburg führt? Und was stimmt Sie hoffnungsvoll für die Zukunft?
Tobias Krüger: Ich denke, durch unsere enge Verbindung zum Wasser in Berlin und Brandenburg erkennen wir leichter, dass wir es schützen müssen. Die bereits genannten Bildungs-, Kunst- und Naturschutzprojekte zeigen, dass sich viele Menschen für Wasser interessieren und engagieren, auch weil Wasser spannend ist und Spaß macht. Mit unserer Forschung tragen wir dazu bei, Wissensstände zusammenzutragen, die vielleicht noch nicht so bekannt sind und weniger zugänglich sind. Und wir organisieren Foren, in denen unterschiedliche Forschungsergebnisse und Erfahrungen zusammengetragen und neue Ansätze entwickelt werden können, auf Wasserproblematiken zu reagieren. Wasser verbindet uns mehr, als dass es uns trennt.
BERLIN SCIENCE WEEK 2025 x BERLIN UNIVERSITY ALLIANCE
Gemeinsam die Grand Challenges angehen
Dieses Interview ist eines von fünf in Zusammenarbeit mit der Berlin University Alliance (BUA). Gemeinsam zeigen wir, wie Berlins Forschungsökosystem transdisziplinäre Ansätze vorantreibt und die Zukunft mitgestaltet. Auf der Berlin Science Week 2025 kannst du Forschende der Berlin University Alliance treffen, an Diskussionen teilnehmen und hautnah erfahren, wie Berlin die großen Fragen unserer Zeit angeht.
BERLIN SCIENCE WEEK 2025 x BERLIN UNIVERSITY ALLIANCE
Gemeinsam die Grand Challenges angehen
Dieses Interview ist eines von fünf in Zusammenarbeit mit der Berlin University Alliance (BUA). Gemeinsam zeigen wir, wie Berlins Forschungsökosystem transdisziplinäre Ansätze vorantreibt und die Zukunft mitgestaltet. Auf der Berlin Science Week 2025 kannst du Forschende der Berlin University Alliance treffen, an Diskussionen teilnehmen und hautnah erfahren, wie Berlin die großen Fragen unserer Zeit angeht.