Papier aus Pilzen - ist das möglich?
Seit mehr als drei Jahren erforscht und produziert die Papierkünstlerin Tanja Major als Pionierin die innovative Transformation von Pilzen zu Papierfasern. Der von ihr verwendete Terminus lautet hierfür “Mykobütten”.
Die handgeschöpften Papiere aus Pilzen demonstrieren neue Möglichkeiten der Papierherstellung. Sie bestehen zu 100% aus Pilzen und können somit als “kompostierbare oder nachhaltige Kunst” bezeichnet werden, die der Natur bzw. dem Wald zurückgeführt werden kann. Für die Papierherstellung müssen keine Wälder abgeholzt und aufwendig verarbeitet werden. Einige ihrer Werke sind im Haus des Papiers - Museum für bildende Papierkunst in Berlin zu sehen.
Die Werke der Künstlerin präsentieren großformatige Strukturen, die aus der mykologischen Welt, der Welt der Pilze entstammen. Eigentlich sind die Ansichten nur makroskopisch oder mikroskopisch erkennbar, also nur wer genauer hinsieht, kennt diese Eindrücke der Natur.
Ihre Forschung konzentriert sich auf natürliche Substanzen und künstlerische Prozesse, die als Grundlage für die Herstellung der Papiere dienen. Das erlernte mykologische Wissen und Prozesse der Papierherstellung sind das Resultat der Ideen und hat von dort aus den Weg in die künstlerische Umsetzung gefunden.
Die Arbeit mit Pilzen kann dabei als symbiotische Kooperation zwischen Mensch und Natur betrachtet werden.
Dazu werden diverse Techniken der handgeschöpften Papierherstellung verwendet, die zum Teil aus alten traditionellen Herstellungsverfahren bestehen, wie zum Beispiel aus der japanischen Washi-Technik. Die verwendeten Pilze umfassen eine Vielzahl von Arten, darunter Porlinge (Polyporus), Trameten (Trametes) sowie Blätterpilze uvm., teils essbar oder ungenießbar, sind die wesentliche und primäre Substanz in Majors kreativen Prozess.
Die Farbmittel erweitern die Ausdruckskraft und akzentuieren das Gemeinte. Material, Farbe und Komposition spiegeln Erfahrungen und Empfindungen wider. Die Pilze stellen ein natürliches Material zur Verfügung, das sich durch eine hohe Lebendigkeit und Inspirationskraft auszeichnet. In der Konsequenz manifestieren sich ungewöhnliche Strukturen, Haptiken, die teilweise rau, cremig, wattiert, stabil, aber auch brüchig oder pergamentartig sind.
Tanja Majors Interesse gilt einem umfassenden Verständnis der Lebenszyklen, in denen das Entstehen und Vergehen miteinander verwoben sind. In einer Zeit der Entfremdung, sowohl von unseren Mitmenschen als auch von der Natur, wirkt sich das Anthropozän, bedingt durch Faktoren, wie menschliche Aktivitäten und egoistisches Verhalten, nachhaltig auf Klima, Ökosysteme und Gesellschaft aus.
Wir stehen vor großen Herausforderungen: dem Aussterben ganzer Arten, dem Verlust von Biodiversität und der Erschöpfung natürlicher Ressourcen. In dieser komplexen Situation wird bewusst - Die Zukunft liegt nicht im Errichten von Barrieren, sondern im Zusammenkommen, im Verständnis unserer Beziehung zur Natur und ihren vielfältigen Akteuren, im Entschlüsseln ihrer vernetzten Funktionsweise und in der Wiederherstellung unserer Zugehörigkeit zum Ganzen. Das Ziel ist dabei die Beendigung der Ausbeutung der Natur.
- Anmeldung erforderlich bis 31.10.2024 (siehe Button).
- Rollstuhl zugänglich (außer Toiletten).
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