Brain City Botschafterin: Christine Kurmeyer
Wer sind Sie und was machen Sie beruflich?
Mein Name ist Christine Kurmeyer und ich bin seit ziemlich langer Zeit schon im Wissenschaftsmanagement unterwegs in Sachen Gleichstellung und Diversität.
Seit nicht ganz so langer Zeit bin ich in der Charité zentrale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte. Darüber hinaus bin ich in der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen in Berlin und im Vorstand vom Einstein Center Digital Future. Und als Ehrenamt noch Vorsitzende vom Landesfrauenrat Berlin.
Das heißt, ich habe aus sehr vielen unterschiedlichen Perspektiven Einblicke in Gleichstellungsmechanismen und Politik mit dem Schwerpunkt in der Wissenschaft, und da natürlich auch in der universitären Medizin, die ein Spezialgebiet der wissenschaftlichen Arbeit ist, gerade hinsichtlich der Chancengerechtigkeit. Und Chancengerechtigkeit heißt nicht nur Gleichstellung. Das Ziel ist, dass Wissenschaft für alle, die einen Beitrag dazu leisten können, ihre Kreativität und ihre innovativen Gedanken einbringen wollen, ermöglicht wird, egal welche Hautfarbe, welches Geschlecht, welche Religion oder welche Herkunft sie haben.
Und damit bin ich dann eigentlich auch schon im Kern meiner beruflichen Tätigkeit. Auf der einen Seite bin ich sehr viel in Beratungsprozessen, also sowohl Einzelpersonen, die Schwierigkeiten haben in den Strukturen, in den Verhältnissen. Aber ich berate auch Organisationen, Institute oder Kliniken, wie sie ihre Arbeitsumgebung chancengerechter gestalten und damit dann auch letzten Endes Personal binden und gewinnen können. Aber auf der anderen Seite engagiere ich mich auch in der Organisationsentwicklung, wenn man so will. Also mein Bestreben ist es, die Strukturen und Umstände zu verändern und bestenfalls zu verbessern, damit alle die Möglichkeit haben, sich am Wissensproduktionsprozess zu beteiligen.
Sie sind auch BrainCity-Botschafterin. Warum haben sie sich dazu entschieden, sich in dieser Funktion in Berlin zu engagieren?
Ja, das ist mir ein ganz wichtiges Anliegen, den Transfer zwischen der Wissenschaft und der Stadtgesellschaft zu unterstützen. Kommunikation ist da manchmal nicht ganz einfach und ich möchte mich darum gerne als Botschafterin in diesem Sinne betätigen. Das heisst, ich versuche, die Interessen der Stadtbevölkerung in den Wissenschaftsbetrieb hineinzutragen, als auch die Relevanz und die Erkenntnisse aus der Wissenschaft der breiteren Bevölkerung und in diesem Fall natürlich auch der weiblichen Bevölkerung nahe zu bringen, um da ein wechselseitiges Verständnis herzustellen, was manchmal nicht so ganz gegeben ist.
Wie haben sich die Herausforderungen in ihrem Berufsfeld verändert in Bezug auf Gleichstellung und Frauenförderung?
Ich würde jetzt optimistischerweise sagen, es hat sich verbessert. Aber es hat natürlich immer noch nicht den Standard erreicht, den ich mir wünsche und den viele andere sich auch wünschen, weil die Strukturen eben sehr starr sind und auch global vernetzt. Und deswegen kann man nicht so einfach auf Knopfdruck bestimmte Strukturen verschieben oder verändern. Trotzdem gibt es ein Wachstum an Verständnis dafür, dass Gleichstellung keine Kunst für sich selbst ist, sondern dass es wichtig ist. Und gerade in der Medizin, wenn ich darauf mal kurz fokussieren darf, ist es so relevant, Unterschiede zu berücksichtigen. Also wenn wir nicht die unterschiedlichen Anatomien von Männern und Frauen berücksichtigen oder auch die unterschiedlichen Lebensperspektiven oder Gewohnheiten unterschiedlicher Menschen, dann können wir keine guten Diagnosen stellen und auch keine guten Therapien verordnen. Und deswegen ist es so wichtig, diese Differenzierung vorzunehmen. Und um diese Differenzierung vorzunehmen, ist es eben auch sehr hilfreich, Menschen, die diese unterschiedlichen Lebensperspektiven haben, mit in den Kreis derjenigen aufzunehmen, die darüber entscheiden, welche medizinischen Fragestellungen untersucht werden sollen? Und unter welchem Aspekt müssen da auch zum Beispiel geschlechtsspezifische Unterschiede in den Blick genommen werden?
Wie sehen sie die Rolle der Berlin Science Week im wissenschaftlichen und kulturellen Leben Berlins?
Also auf der einen Seite ist es wichtig die neuen Erkenntnisse, die manchmal sehr weit weg sind vom Alltagserleben der Menschen, in so eine Form zu bringen, dass sie allgemein verständlich sind. Das ist eine große Herausforderung für viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Auf der anderen Seite macht es deutlich, ebenso wie die lange Nacht der Wissenschaft, die ja sehr, sehr erfolgreich ist, dass es wichtig ist, genau in diesen Dialog einzutreten. Und das geht über solche Events, wo man sich begegnen kann, wo man persönliche Fragen stellen kann, am einfachsten. Und vielleicht ein Sidekick noch zur Pandemie, wir haben ganz schnell gelernt, und gerade auch im Wissenschaftsbetrieb, auf virtuelle Medien umzuschalten, Videokonferenzen einzusetzen. Und im Verlauf der Erfahrungen, die wir damit gemacht haben, wurde auch deutlich, dass die persönliche Begegnung nicht zu unterschätzen ist. Dass es eine andere Nachhaltigkeit, wenn man sich in 3D begegnet und sich austauschen kann und da möglicherweise den Spielraum im Kopf auch nochmal größer gestalten kann, um sich neuen Ideen zuzuwenden oder zu gucken, was wäre denn eigentlich noch möglich. Solche Gedankenspiele finden in der virtuellen Realität meistens nicht so elaboriert statt.
Die Berlin Science Week steht unter der Leitfrage "What's our common ground?" Was verbinden Sie mit so einer Fragestellung?
Es geht darum, in der sehr weit ausdifferenzierten und spezialisierten Gesellschaft und auch Wissenschaft, die in sehr viele einzelne Disziplinen und Fächer aufgesplittet ist, wieder eine Gemeinschaft in der Gesellschaft zu finden. Und vielleicht am Beispiel der Charité ganz gut zu illustrieren. Wir sind im Moment gerade dabei, uns auf den Weg zu machen. Die sogenannten ‚Silos‘, die sich gebildet haben in den einzelnen Disziplinen, Chirurgie, Innere Medizin, aber auch den anderen Berufen und Physiotherapie, Pflege, Verwaltung, nochmal vom Kopf auf die Füße zu stellen und zu überlegen, was brauchen unsere Patientinnen und Patienten eigentlich? Und die brauchen eine wirksame und effektive Zusammenarbeit aller dieser Professionen um ihre Erkrankung herum. Und so dass eben nicht ein chirurgischer Fall nur in der Chirurgie behandelt wird und der Patient hat aber zufällig noch einen Diabetes und muss aber auch deswegen behandelt werden, sondern dass das alles zusammengeführt wird, um den Beinbruch einer diabetischen Patientin angemessen behandeln zu können. Ich hoffe, das war jetzt anschaulich genug. Es ist mir einfach ein wichtiges Anliegen: „Common Ground“ ist nicht nur, dass wir versuchen über dasselbe zu reden, sondern wir versuchen auch auf derselben Ebene zu handeln und unsere Ziele danach auszurichten.
Die Berliner Charité ist auch mit Veranstaltungen bei der Berlin Science Week vertreten. Wie wichtig ist Öffentlichkeitsarbeit für den Wissenschaftsstandort?
Öffentlichkeitsarbeit ist extrem wichtig und deswegen auch eingangs mein Bekenntnis als Botschafterin, die Kommunikation zu verbessern, weil es einfach sehr spezifisch geworden ist. Wir sprechen nicht nur in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Sprachen, sondern wenn Sie sich Ihre Steuererklärung mal angeguckt haben, dann ist das auch kaum noch verständlich, obwohl das auch eine deutsche Sprache ist. Also wir müssen versuchen zu vermitteln, was geht in den Köpfen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor, welchen Nutzen hat es auch unmittelbar für die Stadtgesellschaft? Und umgekehrt, welche Bedürfnisse hat denn die Stadtgesellschaft die die Fragestellungen der Wissenschaft bis jetzt noch nicht aufgenommen hat. Und deswegen finde ich gerade die Berlin Science Week so eine unglaublich großartige Gelegenheit, da in einen Dialog zu treten, der dann auch moderiert wird, was nicht zu unterschätzen ist, um das wechselseitige Verständnis einfach zu verbessern und da zu neuen und kreativen Ideen zu gelangen.
Was hat der Wissenschaftsstandort Berlin generell aus ihrer Sicht zu bieten?
Einmal verhältnismäßig kurze Wege. Wer schon mal von Steglitz nach Marzahn unterwegs war, weiß, dass es auch sehr lang sein kann. Aber es gibt hier eine ausgeprägte, innovative Wissenschaftslandschaft in Berlin, viele Start Ups, viele neue Ansätze, um auch Ideen umzusetzen. Und eben nicht nur einfach KI und alle springen auf den Artificial-Intelligence- Zug auf und fahren mit Hurra nach vorne, sondern da wird auch kritisch reflektiert: Was macht es eigentlich? Wo sind auch Risiken in diesem Verfahren? Und wie kann man darauf anders reagieren? Ich finde das ganz, ganz wichtig, immer auch dieses kritische Potenzial in Berlin zu sehen und nicht einseitig getrieben zu werden von Industrie oder anderen großen Interessen, die auch kaum kritische Reflexionen zulassen, sondern einen großen Profit in Aussicht stellen und dann wird alles genau dem entsprechend gemacht. In Berlin gibt es sehr viele unterschiedliche Blickwinkel und Perspektiven, die ermöglichen, eine Technik-Folgen-Abschätzung vorzunehmen, die ein bisschen weiterreichend ist als nur die nächsten zehn Jahre.
Wie ist Berlin aufgestellt für Frauen in der Wissenschaft aus ihrer Sicht?
Bestens. Wir sind in allen Rankings, bei denen es darum geht, die Anteile von weiblichen Personen oder weiblich gelesenen Personen in Führungspositionen in der Wissenschaft, hier in Berlin als Bundesland führend. Darauf sind wir auch sehr stolz. Und ich finde auch zu Recht, weil sehr viele Anstrengungen und Bemühungen vorgenommen wurden in den unterschiedlichsten Hochschultypen. Unterstützt von der Senatsverwaltung mit dem Berliner Chancengleichheitsprogramm, was sehr gezielt und sehr differenziert auf die unterschiedlichen Anforderungen reagiert. Zum Beispiel in einer Hochschule wie der Alice-Salomon-Hochschule, die ja traditionell einen sehr hohen Frauenanteil hat, und trotzdem Frauen in Führungspositionen noch unterstützen muss. Im Gegensatz zu einer technischen Universität, die traditionell immer schon einen sehr niedrigen Frauenanteil hat, auch schon bei den Studierenden, wo wir gemeinsam uns dafür einsetzen müssen, gerade in diesen technischen und ingenieurwissenschaftlichen Fachbereichen eine größere Attraktivität für junge Frauen und Mädchen herzustellen. Also ich bin keine Verfechterin davon, immer nur die Frauen und die Mädchen dafür verantwortlich zu machen, dass sie sich für Technik nicht interessieren, sondern ich denke tatsächlich, dass wir da einen Turnaround hinbekommen müssen, um Technik anders zu gestalten und um eine andere Zukunft ins Visier zu nehmen als die, die wir schon immer irgendwie im Visier hatten, weil die eben leider auch sehr einseitig männlich geprägt ist.
Wie hat die Wissenschaftliche Gemeinschaft Berlins zur Förderung von Chancengleichheit beigetragen? Was könnte ihrer Meinung nach noch verbessert werden?
Also die Wissenschaftliche Gemeinschaft ist natürlich auch gerade in Berlin hoch sensibilisiert für die Differenz und die Differenzen, die es innerhalb der Gesellschaft gibt. Und das ist auch sehr gut und sehr wichtig. Das hat zu sehr vielen Forschungseinrichtungen geführt, die sich auf diese unterschiedlichen Lebensbedingungen, Lebensperspektiven fokussieren. Also angefangen mit der Geschlechterforschung, um überhaupt erst mal einen Wissensstand zu erhalten darüber, warum und wie, in welcher Form sind zum Beispiel Frauen und Männer unterschiedlich? Und welche unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten haben welche Auswirkungen auf Wissen? Und das eben nicht nur in Bezug auf die Medizin, sondern auch auf die Technik. Also früher wurde ich noch konfrontiert mit dem Satz: „Dem Knopf ist es doch egal, ob eine Frau oder ein Mann ihn drückt.“ Aber es gibt natürlich auch im Ingenieurwesen ganz gravierende Unterschiede, wenn ich Techniken nicht so gestalte, dass sie von unterschiedlichen Menschen auch bedient werden können. Also Spracherkennungsprogramme, die zum Beispiel nur auf männliche Stimmen reagieren, sind nicht zureichend. Und auch da ist in Berlin, glaube ich, sehr viel schneller reagiert worden, weil man sehr viel schneller auch die Defizite erkannt hat. Und natürlich gibt es auch da sehr viel zu verbessern. Wir haben im Moment durch die gesamtpolitische Großwetterlage leider einen sogenannten Backlash zu verzeichnen. Überall werden in Parlamenten kleine Anfragen gestellt, inwiefern denn Geschlechterforschung überhaupt noch sinnvoll und notwendig wäre. Und es wird in Frage gestellt, was das Bundesverfassungsgericht als die dritte Option beim Geschlechtseintrag gerichtlich festgelegt hat. Und eine Retraditionalisierung soll vorangetrieben werden, die sich sicherlich nicht positiv auf die Innovationskraft von Wissenschaft auswirken würde. Und deswegen müssen wir da sehr achtsam sein, dass wir die gewonnenen Fortschritte nicht wieder verlieren.
Woran arbeiten Sie gerade? Was beschäftigt Sie gerade am meisten?
Wir haben jetzt glücklicherweise ein Thema aufnehmen können, was mich schon sehr lange umtreibt und was aber gesellschaftlich immer mit höchster Vorsicht behandelt wurde. Und das ist das Thema Rassismus. Noch vor zehn Jahren war es so gut wie unmöglich, dieses überhaupt zu thematisieren. Und mittlerweile wird darüber sehr viel offener gesprochen. Und wir arbeiten gerade zum Thema Rassismus in der Wissenschaft und auch Unconscious Bias, also was spielen unsere unbewussten Denkmuster eigentlich für eine Rolle? Zum Beispiel bei der Personalauswahl und da auch zu berücksichtigen, dass wir bestimmte Bilder von Menschen mit anderer Hautfarbe möglicherweise von unseren Eltern oder Großeltern unbewusst übernommen haben und bewusst damit umgehen müssen. Das ist ein großes Thema, was wir im Moment gerade haben. Und das andere ist natürlich auch die Synchronisation von einer sehr lang tradierten feministischen Gleichstellungspolitik hin zu einer Diversitätspolitik, die eben alle möglichen Diskriminierungsdimensionen in Betracht zieht. Und da gab es lange Zeit große Aversionen und Konkurrenzen, natürlich um auch nur begrenzte Mittel. Und das wäre mir ein wichtiges Anliegen, da eine Symbiose herzustellen und dieses Konkurrenzverhalten aufzulösen dahingehend, dass wir uns alle in irgendeiner Form zusammenschließen müssen, um für alle den Zugang zu Ressourcen, mit den eigenen Potenzialen erreichbar zu machen. Das ist mein Projekt im Moment, an dem ich sowohl in der Charité als auch in der Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten als auch im Landesfrauenrat arbeite.
Gibt es aus Ihrer Sicht Trends, die Ihre Arbeit in den nächsten Jahren beeinflussen werden?
Mit Sicherheit. Ich würde da die beiden Aspekte Backlash und Diversität nochmal aufgreifen. Das wird uns in den kommenden Jahren noch weiter beschäftigen. Es wäre extrem hilfreich, das Thema Diversität eben nicht nur als schickes Label und mit einem bunten Regenbogen draußen vor der Eingangstür zu kennzeichnen, sondern auch in Betracht zu ziehen, dass Vielfalt und Diversität in den Teams auch Kraft kostet. Also wenn man Menschen mit unterschiedlichen Sprachen in die Zusammenarbeit bringen will, dann muss man als „Common Ground“ auch eine gemeinsame Sprache entwickeln. Und das erfordert Zeit und Energie und das wird meistens nicht berücksichtigt. Und dann wird gesagt, es gibt hier Konflikte im Team und der oder die passt nicht zu uns. Und das ist natürlich komplett kontraproduktiv. Also das ist diese tatsächliche Inklusion von Diversität bis runter in die Teams. Das wird etwas sein, was uns sicherlich noch länger beschäftigt. Auf der anderen Seite wird das natürlich konterkariert von jeglichen rechtspopulistischen Strömungen, die wieder ein Idol auf den Thron heben wollen, was eine Mehrzahl an Menschen, die nicht diesem Idol entsprechend ausschließen wird. Und das macht mir tatsächlich Sorgen.
Was hält Sie nachts wach? Welche Themen beschäftigen Sie?
Tatsächlich hält mich nachts wach, dass sehr viel getan werden muss. Und ich eben auch noch sehr lange am Computer sitze, um bestimmte Stellungnahmen oder andere Texte zu schreiben, weil ich denke, dass das im Moment wichtig ist. Und das bezieht sich auf die Themen, die ich gerade genannt habe, weil es ist natürlich auch nebenbei noch ganz viel Gremientätigkeit, Beratungstätigkeit aus meinem normalen Arbeitsablauf zu bewältigen und darüber hinaus trotzdem immer noch an die Wissenschaft zu glauben. Da nochmal die Extrameile zu laufen, ist dann häufig Nachtarbeit.
Haben Sie einen Lieblingsort in Berlin?
Eigentlich zwei. Aber der erste Lieblingsort ist, glaube ich, derjenige, warum ich überhaupt hierher gekommen bin, weil ich bin ja keine gebürtige Berlinerin. Aber ich war vor langen Jahren auf dem Gendarmenmarkt im Zuge einer Konferenz, die hier in Berlin stattfand. Und ich war erstaunt und sehr berührt darüber, was es hier in Berlin auch gibt an Plätzen, an Gebäuden, an Kultur. Das war mir so vorher gar nicht bewusst gewesen. Und deswegen bin ich immer sehr gern auf dem Gendarmenmarkt gewesen. Im Moment ist er eine riesige Baustelle, was sehr schade ist. Und der zweite Lieblingsort ist tatsächlich der Markt am Südstern, weil der einfach ein so typisches Berliner Ambiente für mich hat, so völlig gemischt und so bunt und so offen und weder in die eine noch in die andere Richtung extrem. Das ist tatsächlich ein ganz wunderbarer Ort.
Was lesen Sie gerade?
Das ist ein Buch über die Angst der anderen zu verstehen oder den Schmerz der anderen zu verstehen. Es ist eine Autorin, Charlotte Wiedemann, „Den Schmerz der anderen begreifen“. Und das ist keine leichte Kost, weil es geht darum zu verstehen und zu akzeptieren, dass es Schmerzen gibt, die so schrecklich sind, dass man nicht darüber sprechen kann. Mich hat dieser ganze Komplex des Holocaust schon früher immer sehr, ja, sehr berührt. Ich bin auch noch ein Jahrgang, dass meine Eltern eine Kriegsgeneration waren und deswegen bin ich da auch noch relativ dicht dran. Und ich denke, das ist etwas, was wir uns immer wieder auch vor Augen führen sollten. Also der Untertitel heißt „Holocaust und Weltgedächtnis“. Und da geht es tatsächlich darum, wie wir heute noch damit umgehen können, was damals passiert ist, welche Lernkurven man daraus ableiten kann. Und ich bin von meiner eigenen Ausbildung her eben auch Sozialpsychologin und von daher an solchen Themen immer sehr interessiert.
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